Architekturwettbewerb zur Gestaltung des Rathausmarkts in BRV

Bremervörde | 31. März 2023
Bürgermeister und Gastgeber Michael Hannebacher (vorne, von links) mit den Preisträgern und Studierenden Anna Schröder, Janne Becker, Steffen Braun, Valerie Bach, Florian Meinefeld, Mareike Küsel und Stephanie Rubbert sowie Lions-Präsident Holger Meyer, Professor Dr. Karsten Ley (hinten, von links), Lothar Tabery und Professor Philipp Kamps.
Bürgermeister und Gastgeber Michael Hannebacher (vorne, von links) mit den Preisträgern und Studierenden Anna Schröder, Janne Becker, Steffen Braun, Valerie Bach, Florian Meinefeld, Mareike Küsel und Stephanie Rubbert sowie Lions-Präsident Holger Meyer, Professor Dr. Karsten Ley (hinten, von links), Lothar Tabery und Professor Philipp Kamps. | Quelle: Bremervörder Zeitung
Steffen Brauns Entwurf, Sicht vom Rathausmarkt betrachtet.
Steffen Brauns Entwurf, Sicht vom Rathausmarkt betrachtet. | Quelle: hochschule 21
Sicht von der Kirchenstraße, links das Dreock-Haus. Grafiken: „hochschule 21“
Sicht von der Kirchenstraße, links das Dreock-Haus. Grafiken: „hochschule 21“ | Quelle: hochschule 21
Im Foyer des Ratssaales gab es zu den Entwürfen einen regen Austausch zwischen interessierten Besuchern und den Studenten.
Im Foyer des Ratssaales gab es zu den Entwürfen einen regen Austausch zwischen interessierten Besuchern und den Studenten. | Quelle: Bremervörder Zeitung

Studierende liefern Ideen

Angehende Architekten erläutern ihre Entwürfe zur Bebauung des nördlichen Rathausmarktes

Von Frauke Siems

BREMERVÖRDE.

Wie soll der nördliche Rathausmarkt künftig aussehen? Antworten haben Architektur Studierende der „hochschule 21“ in Buxtehude am Mittwoch im Ratssaal in Bremervörde gegeben. In einer gut besuchten Abendveranstaltung stellten die jungen Leute ihre Ideen für die bauliche Weiterentwicklung von Bremervördes Mitte vor. Die drei besten Arbeiten wurden prämiert.

Die Stadt Bremervörde, das Forum Bau Land Kultur zwischen Elbe und Weser und die „hochschule 21“ hatten gemeinsam zu der Präsentation im Ratssaal eingeladen. Die 17 Arbeiten der Studierenden hingen im Foyer des Rathauses zur Ansicht aus. Es gab einen regen Austausch.

Steffen Braun, Architekturstudent im vierten Semester, hat die aus Fach-Experten und Vertretern der Stadt bestehende Jury am meisten überzeugt. In seinen Plänen bleibt das Dreock-Haus erhalten, das nach den Plänen der Stadt allerdings im Mai abgerissen werden soll. Die Gebäudenutzung unterteilt sich wie in fast allen Arbeiten in Wohnen, Büro, Kultur und Freizeit. Gestalterisch greift Braun - wie viele seiner Kommilitonen - das stadttypische Krüppelwalmdach auf. Es gibt viel Glas und roten Klinker. Der junge Preisträger sprach von einer „Struktur“, als sei sie „immer schon da gewesen“.

Die Kooperation mit den Studierenden und ihren Professoren Dr. Carsten Ley und Philipp Kamps ist dem Bremervörder Architekten Lothar Tabery zu verdanken. Der Vorsitzende des Forums Bau Land Kultur und bauplanerische „Vater“ unter anderem der NABU-Umweltpyramide verfolgt und begleitet die Städtebaupolitik seiner Heimatstadt seit vielen Jahren kritisch, aber immer konstruktiv.

Bürgermeister Michael Hannebacher zeigte sich zum Auftakt der Veranstaltung positiv überrascht über die Ergebnisse, die die Drittsemester-Studenten „in der Summe“ geliefert hätten. Hannebacher brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, die Stadtverantwortlichen könnten aus den Arbeiten neue Ideen generieren.

Zu Kontext und Zielen der Veranstaltung äußerte sich auch Lothar Tabery: Der Rathausmarkt sei der zentrale Ort in Bremervörde, die „Mitte der Stadt“. Tabery zitierte den englischen Architekturkritiker Michael Webb, der „gelungene Plätze“ als „Mikrokosmen städtischen Lebens“ bezeichnet, die Anregung und Entspannung zugleich böten. Voraussetzung dafür sei ein ansprechendes Ambiente, das sich aus der Gestaltung der Gebäude und deren Nutzung ergebe.

Tabery erinnerte an den Architektenwettbewerb, der 2017 mit Blick auf den nördlichen Rathausmarkt stattgefunden hatte. „Das Verfahren hat zwar Preisträger, aber keine Umsetzung des Ergebnisses gebracht.“ Die Stadt habe die Maßnahme nicht selbst verwirklichen wollen. Es sei „schwer bis unmöglich, im Nachhinein einen Investor für ein derart vergleichsweise großes Projekt in einer Stadt wie Bremervörde zu finden“, fasste Tabery zusammen. „Das investierte Geld ist verloren, die beteiligten Architekten sind verärgert. Viele haben für wochenlange Arbeiten keinen Cent erhalten und für die Preisträger deckte das Preisgeld nicht einmal die jeweils in den Büros entstandenen Kosten. Doch genug der Vergangenheitsbewältigung“, sagte der Redner. Mit Blick auf den Klimaschutz werde heute anders gebaut als noch vor wenigen Jahren. Materialien müssten sparsam verwendet, die CO2-Produktion und der Abbruch von Gebäuden minimiert werden. Die neuen Denkanstöße, die die Studierenden mit ihren Arbeiten lieferten, könnten als „Machbarkeitsstudie“ verstanden werden, sagte Tabery. Die Entwürfe seien für alle Beteiligten eine „win-win-win-Situation“. Die Studenten hätten erstmals an einem realitätsbezogenen Projekt gearbeitet, die Stadt erhalte Lösungsvorschlage und das Forum Bau Land Kultur habe „ein weiteres Beispiel für kommunale Bauberatung mit dem Ziel der Verbesserung unserer regionalen Baukultur“ in die Wege geleitet.

Sieben von insgesamt 17 Entwürfen wurden im Ratssaal vorgestellt. Neben Steffen Braun erläuterten Valerie Bach, Janne Becker, Mareike Küsel, Florian Meinefeld, Stephanie Rubbert und Anna Schröder, wie das Plangebiet künftig aussehen könnte. Von der „Kleinteiligkeit“ im Stadtbild war die Rede, von Krüppelwalmdächern und Traufhöhen. Den umstrittenen, weil öffentlich überwiegend als überdimensioniert wahrgenommenen Neubau der Specht-Gruppe nennen Philipp Kamps und seine Studierenden „die neue Maßstäblichkeit“, was im Publikum für allgemeine Heiterkeit sorgte.

Die Hochschüler bekamen für ihre Arbeiten und die Präsentation viel Applaus. „Ich bin stolz auf unsere Studenten“, sagte Professor Kamps. Die bereits benoteten Arbeiten seien „eigentlich alle sehr gelungen“, die „Darstellungsqualität“ sei „sehr hoch“. Steffen Braun erhielt dank des Sponsorings des Lions Clubs Bremervörde 500 Euro Preisgeld. Janne Beckers Entwurf, der mit nur einem großen statt mehrerer kleinerer Gebäude ein „Gegengewicht“ zur „neuen Maßstäblichkeit“ setzt, wurde mit dem zweiten Platz und 300 Euro belohnt. Anna Schröder wurde Dritte, sie erhielt 200 Euro. Lions-Präsident Holger Meyer gratulierte als Erster. Juroren waren Michael Hannebacher, Stadtplaner Ulf Busch sowie Lothar Tabery und die beiden Professoren.

Quelle: Bremervörder Zeitung